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Was sind Nasenpolypen?

Ursachen und Entstehung von Nasenpolypen

Hintergrundinformationen für Betroffene

Die Diagnose "Nasenpolypen" klingt zunächst recht unkompliziert. Schließlich ist der Begriff aus der Umgangssprache bekannt und man glaubt sofort zu verstehen, was gemeint ist. Doch die Entstehung von Nasenpolypen ist komplexer, als man zunächst annimmt. Gemeinsam werfen wir einen genaueren Blick auf Nasenpolypen und ihre möglichen Ursachen.

„Ich dachte halt, falsche Bekleidung, im Frühling nur mit T-Shirt draußen unterwegs, da habe ich mich erkältet.“
- Patient mit Nasenpolypen

Wissenschaftler untersucht Probe unter einem Mikroskop
  • Nasenpolypen kurz erklärt

    Nasenpolypen sind gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut. Treten sie dauerhaft oder wiederkehrend auf, können sie auch auf eine chronische Erkrankung hinweisen. So zum Beispiel als Teil einer chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP). Bei CRS – mit oder ohne Nasenpolypen – sind die Schleimhäute in der Nase und den Nasennebenhöhlen dauerhaft entzündet. Eine anhaltend verstopfte Nase, häufiger Schnupfen oder Schwierigkeiten mit dem Geruchssinn können die Folge sein. Betroffene leiden häufig auch unter Schmerzen im Gesicht oder einem Druckgefühl im Bereich der Stirn und Wangen.1,2 

    Die Inhalte auf dieser Webseite beziehen sich ausschließlich auf CRSwNP. Zur besseren Lesbarkeit wird der Begriff „Nasenpolypen“ verwendet.

    Du möchtest mehr über Nasenpolypen erfahren? Klicke hier: 

    Nasenpolypen im Überblick 
    Symptome 
    Diagnose

Störung der Nasenschleimhaut

Bei der Entstehung von Nasenpolypen kommen immer mehrere Faktoren zusammen – die genauen Ursachen sind bis heute allerdings ungeklärt. Ein wichtiger Faktor ist jedoch die Nasenschleimhaut. Diese kann in ihrer normalen Funktion als Barriere gegen schädliche äußere Einflüsse gestört sein. Eine eingeschränkte Nasenschleimhaut-Funktion kann eine Entzündung in den Nebenhöhlen begünstigen und so zur Entstehung von Nasenpolypen beitragen.

Icon Nase im Profil mit Ausfluss

Möglicherweise können sich Entzündung und Immunreaktion in diesem Prozess wechselseitig beeinflussen: Die Entzündung erhöht die Alarmbereitschaft des Immunsystems – die verstärkte Immunantwort fördert wiederum die Entzündung.3

Immunsystem aus dem Gleichgewicht

Auch die Immunabwehr selbst gilt als mögliche Ursache. Bei einer gestörten Immunabwehr ist das Immunsystem aus dem Gleichgewicht geraten. Das kann unter anderem zu einer übermäßigen Aktivität des Immunsystems und chronischen Entzündungen führen.1

Icon Asthmatypen im Überblick

Hält eine Entzündung länger als 12 Wochen an, sprechen Ärzte von einer chronischen Entzündung.1 Du beobachtest langfristig typische Symptome von Nasenpolypen? Besprich deine Beschwerden zeitnah mit deinem Haus- oder HNO-Arzt.

Typ-2-Entzündung 

Ärzte unterscheiden zwischen drei verschiedenen „Arten“ von Entzündungen. Die Typ-1-Enzündung dient der Abwehr von Infektionen, die etwa von Viren und bestimmten Bakterien hervorgerufen werden. Gerät sie allerdings aus dem Gleichgewicht, können Autoimmunkrankheiten die Folge sein.4 Bei der Entstehung von Nasenpolypen spielt wiederum die sogenannte Typ-2-Entzündung häufig eine wichtige Rolle.4 Unter normalen Umständen schützt sie vor bestimmten Parasiten. Ist die sogenannte Typ-2-Antwort des Immunsystems jedoch dauerhaft aktiviert, liegt ein „Fehlalarm“ des Immunsystems vor.4 Anstatt auf Krankheitserreger zu reagieren, greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an.4

Bestimmte Immunzelltypen sind dabei besonders aktiv: Eosinophile Granulozyten, T-Helferzellen Typ 2 und Mastzellen.4,5 Bestimmte Eiweiße, wie Interleukin-4 (IL-4), IL-5 und IL-13 oder Antikörper vom Typ IgE, koordinieren diese Immunzelltypen und halten die Entzündung am Laufen. Ärzte sprechen in diesem Fall von einer Typ-2-Entzündung.5 Die Immunantwort vom Typ-3 schützt ebenfalls vor bestimmten Bakterien sowie Pilzinfektionen. Auch sie kann fehlreguliert sein und dann zu unerwünschten Reaktionen führen.

Die wichtige Balance der Eosinophilen 

Eosinophile Granulozyten, kurz Eosinophile, spielen eine wesentliche Rolle für ein starkes Immunsystem und die allgemeine Gesundheit. Als Teil der schnellen Immunantwort reagieren sie auf Veränderungen in ihrer Umgebung und helfen dabei, Infektionen durch Parasiten, Viren und Bakterien abzuwehren. Darüber hinaus sind sie an vielen weiteren wichtigen Prozessen in deinem Körper beteiligt; zum Beispiel Wundheilung, Reproduktion, Stoffwechsel oder Anregung des spezifischen Abwehrsystems durch Förderung der Vermehrung von B-Lymphozyten.6-9 

Icon Asthmatypen im Überblick

Damit diese komplexen Funktionen reibungslos ablaufen, sollte die Anzahl der Eosinophilen im Körper ausgeglichen sein. Zu viele Eosinophile können die Abläufe des Immunsystems stören. So kann zum Beispiel ein Überschuss an Eosinophilen verschiedene Entzündungskrankheiten und Allergien begünstigen, darunter:

Lerne mehr über Erkrankungen mit Eosinophilie im kurzen Video mit Dr. Tim Stelzer

NP-DE-EOS-VID-240012

Du möchtest tiefer in die Hintergründe von Typ-2-Entzündungen eintauchen? Entdecke ImmunKompass.de

Zum ImmunKompass

Kompass Immunkompass Bild

Manche Therapieformen zielen darauf ab, dieses Ungleichgewicht im Immunsystem zu beheben und die Typ-2-Entzündung – zum Beispiel aufgrund von Eosinophilen – zu lindern. Hier findest du weiteren Informationen über medikamentöse Therapien bei Nasenpolypen.

Begleiterkrankungen

Bei Betroffenen wird beobachtet, dass Nasenpolypen häufig im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten und dann möglicherweise stärker ausgeprägt sind. Zu den möglichen Begleiterkrankungen gehören zum Beispiel bestimmte Formen von Asthma, chronische Mittelohrentzündung, Neurodermitis.10  

Weitere Informationen über Begleiterkrankungen von Nasenpolypen findest du hier.

Icon Person mit zwei Optionen

Äußere Einflüsse

Eine ständige Entzündung der Nasenschleimhaut durch äußere Reize kann ebenfalls zur Entstehung von Nasenpolypen führen. Oft stehen diese im Zusammenhang mit Allergien, Infektionen oder bestimmte Reizstoffe wie beispielsweise Zigarettenrauch oder Luftverschmutzungen.3,11 

Icon Haus mit Umgebung

„Ich habe die Erklärungen bei mir selbst gesucht…Stress?“
- Patient mit Nasenpolypen

Mehr über Entzündungen im Q & A

Deine Fragen zu Entzündungen einfach erklärt! Klicke auf die untenstehenden Fragen, um die Antworten zu lesen.

  • Was sind Entzündungen?

    Eine Entzündung ist eine natürliche Reaktion des Körpers, um sich vor schädlichen Einflüssen zu schützen. Unser Immunsystem reagiert dabei zum Beispiel auf Kontakt mit Bakterien, Viren oder Giften. Aber auch Verletzungen, chemische Reize oder Stoffwechselstörungen können es aktivieren. Sowohl Immun- als auch andere Körperzellen spielen hier eine Rolle.10  

  • Welche Rolle spielen Botenstoffe?

    Die Entzündungsreaktion ist ein komplexer Prozess. Bestimmte Eiweiße, auch Botenstoffe genannt (z. B. Interleukine), koordinieren die Immunantwort und aktivieren weitere Immunzellen. Sie vermitteln also die Kommunikation zwischen den verschiedenen Zellen, damit diese ihre Arbeit korrekt verrichten können.

  • Was ist der Unterschied zwischen einer akuten und einer chronischen Entzündung?

    Normalerweise klingt eine akute Entzündung wieder ab, sobald die Gefahr gebannt ist. Doch manchmal gerät das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und die Entzündung wird chronisch. Das bedeutet, die Entzündung bleibt bestehen, auch wenn der ursprüngliche Auslöser längst verschwunden ist. Im Vergleich zur akuten Infektion ist bei der chronischen die Konzentration der beteiligten Botenstoffe oft niedriger. Trotzdem können im Laufe der Zeit erhebliche Schäden an Geweben und Organen entstehen.1,10

    Gut zu wissen:

    Nasenpolypen gelten in der Regel ab einer Dauer von 12 Wochen als chronisch.1

  • Was begünstigt eine chronische Entzündung?

    Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass aus einer akuten Entzündung eine chronische wird. Oft spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle:8,12

    • Dauerhafte Infektionen: Bestimmte Viren, wie z. B. das Cytomegalovirus, können das Immunsystem über lange Zeit stimulieren.
    • Ungleichgewicht im Mikrobiom: Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren und Co.), die auf und im Menschen leben. Ihre Zusammensetzung, etwa im Darm, hat einen großen Einfluss auf unser Immunsystem. Ein Ungleichgewicht kann unter anderem Entzündungen im ganzen Körper begünstigen.
    • Ungesunder Lebensstil: Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Adipositas sowie Schlafstörungen können das Immunsystem schwächen und Entzündungen fördern.
    • Stress und Umweltgifte: Dauerhafter Stress, soziale Isolation, aber auch Umweltgifte wie Luftverschmutzung und Chemikalien können Entzündungen verstärken.
    • Frühe Einflüsse: Sogar Erfahrungen in der frühen Kindheit, wie z. B. Infektionen oder Stress, können die Weichen für spätere Entzündungen im Körper stellen.
    • Ungleichgewicht im Immunsystem: Ein Ungleichgewicht im Immunsystem kann zu einer fälschlichen Überreaktion führen. Statt äußeren Erregern greifen die Immunzellen das eigene Gewebe an.

Referenzen

1. DGHNO-KHC/DEGAM. S2k-Leitlinie Rhinosinusitus, April 2017. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/service/awmf-aktuell/rhinosinusitis. Letzter Zugriff am 14.11.2024.
2. Hopkins C. N Engl J Med. 2019 Jul 4;381(1):55-63.
3. Fokkens WJ, et al. Rhinology. 2020 Feb 20;58(Suppl S29):1-464.
4. Toppila-Salmi S, et al. J Asthma Allergy. 2024 May 9;17:431-439.
5. Laidlaw TM, et al. J Allergy Clin Immunol Pract. 2021 Mar;9(3):1133-1141.
6. Wong TW, et al. J Immunol. 2014 Apr 15;192(8):3548-3558.
7.. Kuang FL, et al. AAAAI Abstract. J Allergy Clin Immunol. 2019;143(2). AB289.
8. Rothenberg ME, Hogan SP. The eosinophil. Annu Rev Immunol. 2006;24:147-174
9. Weller PF, Spencer LA. Functions of tissue-resident eosinophils. Nat Rev Immunol. 2017;17(12):746-760.
10. Furman D, et al. Nat Med. 2019 Dec;25(12):1822-1832.
11. London NR & Reh DD. Adv Otorhinolaryngol. 2016;79:1-12.
12. Gilbert JA, et al. Nat Med. 2018 Apr 10;24(4):392-400.

NP-DE-EOS-WCNT-240011, Nov24