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Was sind Nasenpolypen?

Begleiterkrankungen bei Nasenpolypen

Die verstopfte Nase kommt selten allein

„Es sind doch nur Nasenpolypen.“ Viele Betroffene kennen diesen Satz; ob von Freunden, Familie oder vielleicht sogar von sich selbst. Doch hinter der vermeintlich einfachen Diagnose versteckt sich oft ein komplexes Geflecht aus unterschiedlichen Faktoren und möglichen Begleiterkrankungen. Umso wichtiger für Betroffene, sich mit dem Spektrum rund um Nasenpolypen auseinanderzusetzen. Hier finden sie einen Überblick. 

„Ich habe halt eine schwere Erkältung, da macht man sich erst einmal keine Gedanken.“
- Patient mit Nasenpolypen

Junge Frau liegt im Bett und schnäuzt sich die Nase
  • Nasenpolypen kurz erklärt

    Von Nasenpolypen spricht man, wenn gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut entstehen. In manchen Fällen treten sie langfristig oder wiederkehrend auf. Beispielsweise können Nasenpolypen die chronische Rhinosinusitis (CRS) begleiten – eine dauerhafte Entzündung der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen. Die chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) zeichnet sich insbesondere durch eine anhaltend verstopfte Nase, häufigen Schnupfen oder Schwierigkeiten mit dem Geruchssinn aus. Auch Schmerzen im Gesicht oder ein Druckgefühl im Bereich der Stirn und Wangen können zu den Symptomen gehören.1

    Die Inhalte auf dieser Webseite beziehen sich ausschließlich auf CRSwNP. Zur besseren Lesbarkeit wird der Begriff „Nasenpolypen“ verwendet.

Häufigste Begleiterkrankungen 

  • Allergien: Allergien, wie zum Beispiel Heuschnupfen, sind bei 12-77 % der Menschen mit Nasenpolypen zu finden.2
  • Asthma: Asthma ist die häufigste Begleiterkrankung bei Menschen mit Nasenpolypen und betrifft etwa 40-67 % dieser Patientengruppe.3
  • Asthma bei Aspirin-Intoleranz: Etwa 8-26 % der Menschen mit Nasenpolypen leiden bei Aspirin-Intoleranz unter Asthma, das Ärzte manchmal auch als Samter-Trias oder Analgetikaasthma bezeichnen.3 Bei dieser besonderen Form von Asthma können durch Aspirin und andere Schmerzmittel schwere Asthmaanfälle ausgelöst werden.4

„Ich war ständig erschöpft, habe schlecht geschlafen – geradezu depressiv.“
- Patient mit Nasenpolypen

Allergien

Einige Allergien sind mit einer dauerhaften Reizung der Nasenschleimhaut verbunden. Diese begünstigt Entzündungen und somit die Bildung von Nasenpolypen.5,6 Zwar werden Allergien meist nicht als eigentliche Ursache von Nasenpolypen verstanden, dennoch gelten sie als mögliche Verstärkungsfaktoren. Bei Verdacht auf Allergien kann der Arzt Hauttests oder Blutuntersuchungen durchführen, um mögliche Allergieauslöser zu identifizieren.2

Icon Pollen

Asthma

Asthma ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen bei Patienten mit Nasenpolypen. Beide werden durch ähnliche Prozesse im Körper beeinflusst, insbesondere durch eine sogenannte Typ-2-Entzündung.3 Dies legt nahe, dass beiden Erkrankungen möglicherweise gemeinsame Ursachen zugrunde liegen.

Icon Kopf im Profil beim Atmen

Asthma ist bei Menschen mit Nasenpolypen oft schwerwiegender und schwieriger zu behandeln.3 Das schwere Asthma zum Beispiel tritt häufig erst bei Erwachsenen ab dem mittleren Lebensalter auf; in seltenen Fällen kann es jedoch auch bei Kindern vorkommen.7 Es geht oft mit stärkeren Beschwerden einher als andere Asthma-Typen. Patienten können unter starkem Husten, Atemnot und anderen Symptomen leiden, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.7 Auch wenn nicht jeder mit Nasenpolypen schweres Asthma entwickelt, ist es wichtig, auf die Symptome zu achten.

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Aspirin-Intoleranz 

Aspirin-Intoleranz-Asthma ist eine besondere Form von Asthma, die neben den typischen Asthmasymptomen durch den Konsum von Aspirin oder anderen Schmerzmitteln schwere Asthmaanfälle auslösen kann. Bei Menschen mit dieser Form von Asthma sind die Nasenpolypen oft ausgeprägter und sie sprechen schlechter auf Therapien an.

Icon Tabletten

Tipp:

Sprich mit deinem Arzt, welche Schmerzmedikamente für dich geeignet sind und was du bei der Einnahme deiner Medikamente beachten musst.

Gemeinsame Nenner: die Typ-2-Entzündung

Nasenpolypen sind häufig durch eine sogenannte Typ-2-Entzündung gekennzeichnet. Diese Form der Entzündung ist Teil des Immunsystems und spielt normalerweise eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Parasiten.2 Bei einer Typ-2-Entzündung werden bestimmte Botenstoffe, wie Interleukin-4, Interleukin-5 und Interleukin-13, vermehrt freigesetzt. Diese Botenstoffe aktivieren wiederum bestimmte Zellen des Immunsystems, wie zum Beispiel eosinophile Granulozyten, die dann zu einer Entzündung der Schleimhaut führen.2

Lerne mehr über die Prozesse im Körper bei einer Typ-2-Entzündung. Sieh dir jetzt das kurze Video an.

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Kompass Immunkompass Bild

Weitere Erkrankungen mit Typ-2-Entzündung:

  • Schweres Asthma2,3
  • Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis8
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung9,10  
  • Eosinophile Ösophagitis (EoE, chronische Entzündung der Speiseröhre)3
  • Neurodermitis3

Wusstest du, dass es Therapieformen gibt, die gezielt auf die Typ-2-Entzündung abzielen? Mehr dazu erfährst du hier

 

Weitere Begleiterkrankungen im Überblick

Bestimmte Krankheiten treten gehäuft im Zusammenhang mit Nasenpolypen auf. Nicht immer sind sie allerdings für deren Entstehung verantwortlich. Klicke auf die untenstehenden Begriffe, um mehr über weitere Begleiterkrankungen zu erfahren.

  • Zystische Fibrose (CF) / Mukoviszidose

    Mukoviszidose ist eine genetische Erkrankung, die zu dickflüssigem Schleim in verschiedenen Organen, einschließlich der Nasennebenhöhlen, führt. Dies kann chronische Entzündungen und Polypenbildung begünstigen.11,12

  • Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA)

    Diese Autoimmunerkrankung wird durch ein Ungleichgewicht des Immunsystems hervorgerufen. Zu viele sogenannte „Eosinophile“ verursachen Entzündungen in Blutgefäßen und Geweben. Diese können auch die Nasennebenhöhlen betreffen, was zu Nasenpolypen führen kann.11

  • Sarkoidose

    Diese Erkrankung führt zur Bildung von entzündlichen Knötchen in verschiedenen Organen, darunter auch in der Nase und den Nasennebenhöhlen.6,11

  • Chronische Mittelohrentzündung

    Dabei handelt es sich um eine langanhaltende Entzündung des Mittelohrs. Mittelohrentzündungen treten häufig während der Entwicklung von Nasenpolypen auf, selbst wenn die nasale Erkrankung gut kontrolliert ist.2,13

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

    GERD ist eine Erkrankung, bei der Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Es gibt Hinweise darauf, dass GERD die Entwicklung von Nasenpolypen beeinflussen kann, aber die Studienlage ist nicht eindeutig.6

  • Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

    Ähnlich wie Asthma ist COPD eine chronische Lungenerkrankung, die häufig mit Nasenpolypen einhergeht. Beide Erkrankungen betreffen die Atemwege und können durch Entzündungen und Schleimhautschwellungen gekennzeichnet sein. Über 12 % der Patienten mit Nasenpolypen leiden auch an COPD.9,10

  • Bronchiektasen

    Bronchiektasen sind irreversible Erweiterungen der Bronchien, die zu wiederkehrenden Infektionen führen. Nasenpolypen sind bei Patienten mit Bronchiektasen häufiger.6

  • Primäre Ziliendyskinesie (PCD)

    PCD ist eine seltene genetische Erkrankung, die die Bewegung der Flimmerhärchen in den Atemwegen beeinträchtigt und zu wiederkehrenden Infektionen führt. Sie ist mit Nasenpolypen in 15-30 % der Fälle assoziiert.6

  • Immundefekte

    Unser Körper braucht ein starkes Abwehrsystem, um gesund zu bleiben. Bei manchen Menschen arbeitet ein Teil dieses Systems, die sogenannte "humorale Immunität", nicht richtig. Betroffene bekommen häufiger Infektionen. Dies kann auch die Entstehung von Nasenpolypen begünstigen. Studien zeigen, dass 13-23 % der Menschen mit Nasenpolypen einen Mangel an wichtigen Abwehrstoffen im Blut haben, was ihre Anfälligkeit für Infektionen und Nasenpolypen erhöhen kann.6

Tipps für Betroffene

Aufmerksam sein und beobachten

Beobachte deine Symptome aufmerksam und notiere deine Beschwerden. Ein Symptomtagebuch kann dir dabei helfen, deine Symptome im Blick zu behalten und mögliche Muster zu erkennen. Möglicherweise gibt es Faktoren, die deine Beschwerden verstärken (Trigger). 

Auch die gängigen Begleiterkrankungen haben meist bestimmte Trigger. Diese Beispiele geben dir einen ersten Eindruck, worauf du bei Begleiterkrankungen besonders achten kannst: 

  • Allergien: Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel
  • Asthma: Atembeschwerden, Husten oder ein Engegefühl in der Brust
  • Aspirin-Intoleranz: Atembeschwerden oder Hautausschläge nach der Einnahme von Aspirin oder anderen Schmerzmitteln

Offene Kommunikation mit deinem Arzt

Sprich offen mit deinem Hausarzt oder HNO-Arzt über deine Beobachtungen und all deine Beschwerden, auch wenn sie dir zunächst unwichtig erscheinen. So gelingt die richtige Diagnose und ihr findet gemeinsam die für dich beste Behandlung.

Referenzen

1. DGHNO-KHC/DEGAM. S2k-Leitlinie Rhinosinusitus, April 2017. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/service/awmf-aktuell/rhinosinusitis. Letzter Zugriff am 14.11.2024.
2. Toppila-Salmi S, et al. J Asthma Allergy. 2024 May 9;17:431-439.
3. Laidlaw TM, et al. J Allergy Clin Immunol Pract. 2021 Mar;9(3):1133-1141.
4. Li KL, et al. Med Sci (Basel). 2019 Mar 17;7(3):45.
5. London NR & Reh DD. Adv Otorhinolaryngol. 2016;79:1-12.
6. Fokkens WJ, et al. Rhinology. 2020 Feb 20;58(Suppl S29):1-464.
7. Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, Version 5.0, 23.08.2024. Verfügbar unter: https://www.leitlinien.de/themen/asthma. Letzter Zugriff am 14.11.2024.
8. Hagemann J, et al. Allergol Select. 2024 Mar 21;8:18-25.
9. Albu S. J Clin Med. 2020 Jul18;9(7):2285.
10. Starry A, et al. Allergy. 2022 Sep;77(9):2725-2736.
11. Tan BK, et al. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg. 2010 Feb;18(1):21-26.
12.Krajewska J, et al. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2022 Jan;279(1):1-24.
13. Brescia G, et al. Medicina (Kaunas). 2023 Jan 8;59(1):123.

NP-DE-EOS-WCNT-240012, Nov24