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Therapie

Medikamentöse Behandlung bei Nasenpolypen

Überblick der Therapieoptionen für Betroffene

Es gibt diverse Medikamente, die zur Behandlung von Nasenpolypen eingesetzt werden können. Von Kortisonpräparaten über Antibiotika bis hin zu neuartigen Biologika bietet die Medizin verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.1,2 Doch gerade die große Auswahl an Medikamenten ist manchmal auch eine Herausforderung für Betroffene. 

„Ich habe alle möglichen Sachen gegoogelt, Behandlungsmöglichkeiten und das dann ausgedruckt mitgenommen zum HNO und ihn dazu befragt.“
- Patient mit Nasenpolypen

Die Komplexität der Erkrankung und ihrer Therapie kann schnell überfordern. Hier findest du Orientierung und wichtige Hintergrundinformationen für deine Behandlungsoptionen.

Arzt mittleren Alters im Gespräch mit einer Patientin

Grundsätzlich richtet sich die Auswahl der Medikamente nach dem Schweregrad der Erkrankung, möglichen Begleiterkrankungen und der individuellen Reaktion auf die Therapie. Welche Medikamente die passende Behandlung bieten, ist also von Fall zu Fall unterschiedlich. Für jeden Betroffenen muss eine individuelle Entscheidung getroffen werden.
 

Wichtig:

Dieser Artikel dient lediglich der allgemeinen Information und ersetzt nicht die Beratung durch deinen Arzt.

  • Nasenpolypen kurz erklärt

    Nasenpolypen sind gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut, die durch chronische Entzündungen entstehen. Diese Erkrankung wird von Medizinern dann Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) genannt. Sie können die Nasenatmung behindern, den Geruchssinn beeinträchtigen und zu weiteren Beschwerden führen. Biologika sind Medikamente, die gezielt in die Entzündungskaskade chronischer Entzündungen, wie z. B. CRSwNP, eingreifen können.1,2 Mehr über die Ursachen von Nasenpolypen erfährst du hier

    Die Inhalte auf dieser Webseite beziehen sich ausschließlich auf CRSwNP. Zur besseren Lesbarkeit wird der Begriff „Nasenpolypen“ verwendet.

Entdecke einen Überblick über verschiedene medikamentöse Therapieoptionen im kurzen Video mit Dr. Christian Köhler:

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Wirkstoffgruppen im Überblick

Tabelle zur Stufentherapie bei Erwachsenen mit Asthma

Kortisonpräparate (Glukokortikosteroide)1

Glukokortikosteroide – umgangssprachlich Kortison – sind die Standardtherapie für Patienten mit Nasenpolypen. Allgemein unterscheidet man zwischen lokalen und systemischen Präparaten.


Lokal
werden INCS (Intranasale Kortikosteroide) als Nasensprays oder -tropfen mit Kortison angewendet. Diese sind die erste Wahl zur Behandlung von Nasenpolypen. Sie wirken direkt in der Nase und verbessern die Nasenatmung, lindern Schnupfen, verbessern die Riechstörung, reduzieren Kopf- und Gesichtsschmerzen und verkleinern die Polypen. Die häufigste Nebenwirkung ist Nasenbluten (Epistaxis).

Ältere Frau verwendet Nasen-Spray


Systemische
Präparate gibt es in Form von Tabletten als sogenannte OCS (Orale Kortikosteroide). Sie können zusätzlich zur lokalen Therapie oder kurzfristig allein eingesetzt werden, um die Polypengröße zu reduzieren, zum Beispiel vor einer Operation. Da sie im ganzen Körper wirken, können sie bei längerer Anwendung jedoch zu Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Gewichtszunahme, Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose und anderen Problemen führen.1,3 

Älterer Mann und ältere Frau lesen Packungsbeilage. Vor ihnen mehrere Medikamente.

Tipp:

Weise deinen Arzt oder deine Ärztin darauf hin, dass du Kortisonpräparate nutzt. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn du bei mehreren Ärzten in Behandlung bist. 

Antibiotika

Antibiotika kommen bei Nasenpolypen nur in bestimmten Fällen zum Einsatz. Bei wiederkehrenden Polypen (Rezidiv-Polyposis) nach einer Operation kann etwa eine längere Antibiotika-Therapie erwogen werden.1

Adaptive Desaktivierungsbehandlung

Die adaptive Desaktivierungsbehandlung wird bei Patienten mit einer sogenannten Aspirin-Unverträglichkeit und wiederkehrenden Polypen empfohlen. Sie reduziert die Unverträglichkeit gegenüber dem Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) und anderen Schmerzmitteln. Voraussetzung für diese Therapie ist der Nachweis einer entsprechenden Unverträglichkeit durch einen Provokationstest.

Wichtig:

Provokationstests sollten nur in spezialisierten Zentren mit entsprechender Ausrüstung durchgeführt werden, da schwere Reaktionen auftreten können.

  • Mehr zum Provokationstest

    Bei einem Provokationstest auf ASS-Unverträglichkeit wird dem Patienten unter ärztlicher Aufsicht eine geringe Menge ASS verabreicht. Dies kann auf verschiedenen Wegen geschehen:4

    • Nasal: ASS wird direkt in die Nase gesprüht.
    • Bronchial: ASS wird inhaliert.
    • Oral: ASS wird als Tablette eingenommen.

    Anschließend wird der Patient genau beobachtet, ob Symptome wie eine laufende Nase, Niesreiz, Verengung der Atemwege, Schwellungen um die Augen oder im Kehlkopf oder sogar schwere, lebensbedrohliche allergische Reaktionen auftreten.4

Biologika 

Biologika sind moderne Medikamente, die aus Zellkulturen gewonnen werden. Sie können gezielt in das Immunsystem eingreifen und so Entzündungen hemmen.5 Bei Nasenpolypen werden sie zusätzlich zu kortisonhaltigen Nasensprays eingesetzt, wenn andere Therapien nicht ausreichend wirksam sind.6   
 

Erfahre mehr über die moderne Biologika-Therapie im kurzen Video mit Prof. Dr. med. Boris Haxel

NP-DE-EOS-VID-240015

Weitere Informationen rund um Biologika findest du in unserem kurzen Q&A. Klicke einfach auf die untenstehenden Fragen, um die Antworten zu sehen.

  • Wer ist der richtige Kandidat für Biologika?

    Folgende Kriterien sind maßgeblich für die Entscheidung, ob ein Biologikum zur Behandlung eines Patienten mit Nasenpolypen zum Einsatz kommen sollte:6

    Schwere Nasenpolypen bei Erwachsenen

    • Erwachsene: Biologika sind bei Nasenpolypen nur für Erwachsene zugelassen, nicht für Kinder und Jugendliche.
    • Schweregrad: Die Erkrankung muss stark ausgeprägt sein, d.h. die Nasenpolypen sind in der Regel groß und behindern die Atmung.
    • Begleitsymptome: Oft liegen zusätzlich weitere Beschwerden vor, wie z.B. verstopfte Nase, laufende Nase, Geruchsverlust, Gesichtsdruck oder Kopfschmerzen.

    Fehlende Krankheitskontrolle trotz Standardtherapie

    • Standardtherapie: Zur Standardtherapie bei Nasenpolypen gehören unter anderem Operationen aber auch kortisonhaltige Nasensprays, welche die Entzündung in der Nase lindern sollen. Manchmal werden auch Kortisontabletten oder andere Medikamente eingesetzt. 
    • Unzureichende Kontrolle: Wenn diese Standardtherapie nicht ausreichend anschlägt oder die Nebenwirkungen zu stark sind, kommen Biologika als zusätzliche Therapieoption in Frage.

    Ob noch weitere Bedingungen erfüllt sein müssen, hängt davon ab, welches Biologikum genau zum Einsatz kommen soll.

    Zusatztherapie zu intranasalen Kortikosteroiden

    Kombinationstherapie: Biologika werden immer in Kombination mit kortisonhaltigen Nasensprays verabreicht. Sie ersetzen die Nasensprays nicht, sondern ergänzen sie. Ziel der Therapie: Durch die Kombination beider Medikamente soll die Entzündung in der Nase effektiver bekämpft und die Beschwerden gelindert werden. Biologika können zudem helfen, die Notwendigkeit für die Einnahme von Kortisontabletten zu verringern.

  • Welche Biologika-Therapien gibt es?

    IL-5-Hemmer oder IL-4/IL-13-Hemmer1,6-9

    Die Interleukine (IL)-5, IL-4 und IL-13 sind wichtige Botenstoffe im Körper, die an der Entstehung von Nasenpolypen beteiligt sind. Biologika, die diese Interleukine blockieren, können die Polypen verkleinern und die Symptome lindern. Sie werden in der Regel als Spritze unter die Haut (subkutan) verabreicht oder als Pen zur Selbstinjektion angeboten. Biologika sind potenziell gut verträglich, allerdings können – wie bei allen Medikamenten – Nebenwirkungen auftreten. Mögliche Nebenwirkungen bei IL-5-Hemmern sind Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen und Rückenschmerzen. IL-4/IL-13-Hemmer können Nebenwirkungen wie Reaktionen an der Einstichstelle, Augenprobleme und Gelenkschmerzen zeigen.

    Icon Schutzschild

    Anti-IgE-Antikörper1,10

    IgE ist ein Antikörper, der bei Allergien eine Rolle spielt. Biologika, die IgE blockieren, können auch bei Nasenpolypen wirksam sein, insbesondere bei Patienten mit allergischem Asthma. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel und Gelenkschmerzen. 

    Icon Antikörper
  • Was sollte ich vor der Behandlung über Biologika wissen?

    • Biologika wirken nicht bei allen Patienten gleich gut. Es kann einige Wochen oder Monate dauern, bis eine Besserung der Symptome eintritt.
    • Biologika können die Symptome von Nasenpolypen deutlich verbessern, aber sie bieten keine Heilung.
    • Die Therapie mit Biologika ist in der Regel langfristig angelegt und sollte wie mit dem Arzt besprochen eingenommen werden. 
    • Die unterschiedlichen Biologika haben unterschiedliche Verabreichungsintervalle (2 – 4 Wochen).

Tipps für die medikamentöse Behandlung1,11

Die medikamentöse Therapie sollte immer individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Es ist wichtig, die Medikamente genau nach Anweisung des Arztes einzunehmen oder zu spritzen. Bei Nebenwirkungen sollte der Arzt informiert werden. Traue dich, deinen Arzt bei dringenden Fragen oder Auffälligkeiten zu kontaktieren!

„Ich war erst einmal perplex und bin nach Hause, Ich habe dann später den HNO noch einmal angerufen und ihm meine Fragen gestellt.“
- Patient mit Nasenpolypen

Wichtige Fragen für das Arztgespräch

Der Dialog mit dem Arzt ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Damit du im Gespräch nichts Wichtiges vergisst, findest du hier einen Überblick möglicher Fragen:

  • Welche Therapie ist für mich geeignet?
  • Was spricht für oder gegen die jeweilige Therapie?
  • Falls bisherige Therapien keine langanhaltende Erleichterung bringen: Gibt es Alternativen oder neuere Optionen?
  • Gibt es individuelle Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen, die die Wahl der Therapie beeinflussen?
  • Wie werden die Medikamente richtig dosiert und eingenommen? 
  • Bekomme ich die Medikamente beim Arzt oder in der Apotheke?
  • Wann und in welchen Abständen sollen die Medikamente eingenommen oder verabreicht werden? 
  • Wie lange dauert die Behandlung? 
  • Welche Nebenwirkungen können bei den verschiedenen Behandlungen auftreten?
  • Was muss ich tun, wenn ich Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen bemerke?
  • Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Heilmitteln?
  • Was kann ich selbst tun, um meine Beschwerden zu lindern?
  • Muss ich mit Einschränkungen im Alltag rechnen?
  • Mit welchem Therapieerfolg kann ich im Idealfall rechnen? 
  • Gibt es weitere Materialien oder vertrauenswürdige Quellen, bei denen ich mich tiefergehend informieren kann?

Halte die wichtigsten Fragen für deinen nächsten Arzttermin griffbereit! Lade dir hier die kostenfreie Checkliste für das Gespräch mit deinem Arzt herunter. 

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Wichtige Informationen für die Einnahme

Icon Medizinische Versorgung

Anweisungen befolgen
Befolge immer genau die Anweisungen deines Arztes und die Informationen in der Packungsbeilage.
 

Icon Kalender

Regelmäßige Einnahme
Nimm die Medikamente regelmäßig und wie vom Arzt verordnet ein, um den Behandlungserfolg zu gewährleisten.

Nebenwirkungsmanagement 

Icon Checkliste

Medikamentenliste
Informiere deinen Arzt über alle Medikamente, die du einnimmst, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Bringe die vollständige Medikamentenliste zu deinem Arzttermin mit.

Icon Ärztin

Arzt kontaktieren
Achte auf mögliche Nebenwirkungen und informiere deinen Arzt umgehend, falls diese auftreten.

Icon Person mit zwei Optionen

Anpassung der Medikation
In einigen Fällen kann es notwendig sein, die Medikation anzupassen oder auf ein anderes Medikament umzusteigen, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Du bist dir unsicher, ob die Medikamente die nötige Entlastung bringen? Mache dich hier mit den Therapiezielen und -erwartungen vertraut und sprich mit deinem Arzt über eine mögliche Therapieanpassung. 

Therapieziele & -Erwartungen

Referenzen

1. DGHNO-KHC/DEGAM. S2k-Leitlinie Rhinosinusitis, AWMF-Register-Nr. 017/049 Und 053-012 Gesellschaft. www.hno.org (2017).
2. Fokkens, W. J. et al. EPOS/EUFOREA update on indication and evaluation of Biologics in Chronic Rhinosinusitis with Nasal Polyps 2023. Rhinology 61, 194–202 (2023).
3. Kreutz, I. Kortison in niedrigen Dosen bei RA: weniger Nebenwirkungen als befürchtet. Orthopädie & Rheuma 1, 57 (2024).
4. Kirsche, H. & Klimek, L. ASS-Intoleranz-Syndrom und persistierende Rhinosinusitis: Differentialdiagnostik und Therapie. HNO 63, 357–363 (2015).
5. Laidlaw, T. M. & Buchheit, K. M. Biologics in chronic rhinosinusitis with nasal polyposis. Annals of Allergy, Asthma and Immunology vol. 124 326–332 Preprint at https://doi.org/10.1016/j.anai.2019.12.001 (2020).
6. Pfaar, O. et al. Treatment of chronic rhinosinusitis with nasal polyps (CRSwNP) with monoclonal antibodies (biologics): S2k guideline of the German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery (DGHNO-KHC), and the German College of General Practitioners and Family Physicians (DEGAM). HNO 71, 256–263 (2023).
7. Gevaert, P. et al. The roles of eosinophils and interleukin-5 in the pathophysiology of chronic rhinosinusitis with nasal polyps. International Forum of Allergy and Rhinology vol. 12 1413–1423 Preprint at https://doi.org/10.1002/alr.22994 (2022).
8. Fachinformation Nucala, Stand Juni 2024.
9. Fachinformation Dupixent®, Stand Juni 2024.
10. Fachinformation Xolair®, Stand November 2023.
11. Fokkens, W. J. et al. European Position Paper on Rhinosinusitis and Nasal Polyps 2020. Dieudonné Nyenbue Tshipukane vol. 103 (2020).

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